Natur- und Umweltpädagogik

Der folgende Bericht über die Kita Heidberg stammt aus der kürzlich erschienen Zeitung KinderWelt (Ausgabe 8, 2010. Text Sybille Arendt):

Natur- und Umweltpädagogik

„Das hier ist Persönlichkeitsbildung“

„Ihr dürft vorlaufen, aber nur bis zum ‘Eulenbaum‘“, erinnert Frank Zeimys die Kinder. Die elf Mädchen und Jungen, die den Pädagogen begleiten, haben bei einer Eiche eine eingeritzte Eule entdeckt und den Baum danach getauft. Sie kennen die Regeln. Zwei bis vier Mal in der Woche geht der 48-Jährige mit ihnen in das Naturschutzgebiet Raakmoor, das hinter der Kita Heidberg beginnt.

Am Eulenbaum angekommen senken die Kinder automatisch die Köpfe und halten Ausschau nach Steinen, Insekten oder schön geformten Hölzern. „Das war nicht immer so“, erzählt Zeimys. „Früher sind sie einfach weitergegangen. Jetzt sehen sie einfach alles.“

Kurz vor Betreten des Naturschutzgebietes lässt der Pädagoge die Kinder einen Kreis bilden, die Augen schließen und lauschen. „Wir sind nur Gäste im Wald. Bitte nichts abreißen, nichts in den Mund stecken und leise sein.“ Die kleinen Gesichter sehen andächtig und konzentriert aus. „Hier im Wald sind sie ganz anders als in der Kita“, weiß Frank Zeimys. „Sogar die Eltern merken das, wenn sie am Wochenende einen Familienausflug machen.“

Der Pädagoge liebt die Waldbesuche gemeinsam mit den Kindern. Gerade hat er eine Fortbildung zum Umweltpädagogen abgeschlossen. Aber auch davor hat er den Wald als Erfahrungsraum geschätzt. „Das hier ist Persönlichkeitsbildung. Die ‚Waldkinder’ lernen Ängste zu überwinden, entwickeln Mitgefühl und schulen alle Sinne. Sogar Sprachförderung findet hier statt, denn wir erweitern ständig unseren Wortschatz.“

Wir passieren einen kleinen Bach. Die Kinder balancieren mehr oder weniger geschickt über die Steine im Wasser. Wackelkandidaten stützt Zeimys mit einem riesigen, roten Stock, den die Kinder voller Stolz abwechselnd tragen. „Uns hat mal ein großer Hund böse angeknurrt. Seitdem haben wir immer diesen Stock dabei.“

Ein gefällter Birkenstamm erregt die Aufmerksamkeit der Kinder. Er ist mit kleinen Löchern übersät. Sie wollen wissen, woher diese stammen. War das vielleicht ein Specht? Zeimys zückt sein Taschenmesser, um die Rinde abzuschaben. Er holt Lupen und Bestimmungsbücher hervor. Gemeinsam beugen sich 12 Köpfe über die Seiten und finden die Lösung. Es waren Borkenkäfer, die im Holz ihre Eier ablegen.

Forschen macht hungrig. Seit mehr als zwei Stunden sind wir unterwegs. „Wir machen eine Pause bei der `Dinosaurierfalle’“, verkündet der Pädagoge. Schnell läuft die kleine Schar zu einer Mulde mit Ästen. Aus dem großen Rucksack zaubert Frank Zeimys Kekse und Getränke. Aber schon bald machen machen sich die Kinder mit Hilfe von Becherlupen auf die Suche nach Insekten. Wer fündig wird, kommt zu Zeimys und gemeinsam bestimmen sie die Art. „Am Anfang haben sich manche Kinder geekelt oder waren grob. Das ist lange vorbei“, freut er sich. Plötzlich herrscht Aufregung. „Guck mal, Frank, ein Frosch.“ Julian hat tatsächlich einen kleinen Grasfrosch gefunden. Alle dürfen einmal schauen, dann darf der stolze Finder ihn vorsichtig in sein Blätterbett zurücksetzen.

Für die Forscher ist es an der Zeit, zur Kita zurückzugehen. „Wollen wir an der Wiese vorbeigehen oder am See?“, fragt Frank Zeimys. An der Wiese, ergibt die Abstimmung. Eine gute Entscheidung, denn wir sehen noch zwei Rehe äsen. Sie sind gut getarnt zwischen den Bäumen. Aber die geübten Augen der ‚Waldkinder’ sehen eben alles.

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