Was wir bisher selten gesagt haben…

Liebe Eltern

Die Stadt Hamburg hat in den letzten Jahren Einiges in die Kinderbetreuung investiert. Neue Kitas und Betreuungsplätze wurden geschaffen und Hamburger Eltern werden seit dem 1.8.2014 bei der Kostenbeteiligung stark entlastet. Dies ist die positive Seite der Medaille. Es gibt aber auch eine Negative.

Eine Hamburger Kita muss seit Jahren mit wenig Fachkräften/Erziehern auskommen. Im Krippenbereich sind wir unter den westdeutschen Bundesländern sogar das absolute Schlusslicht. Die letzte Personalanpassung fand in diesem Bereich im Januar 2005 statt. Die Verantwortlichen entschieden sich damals, die Anzahl der Fachkräfte nicht zu erhöhen, sondern um 13% zu reduzieren. Und dies ist bis heute so geblieben.

Zurecht sind die Ansprüche an eine gute Kindertagesbetreuung in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Nicht nur Eltern fordern eine qualitativ bessere Förderung ihrer Kinder ein, auch die Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration hat eine Qualitätsoffensive durchgeführt und u.a. zusammen mit den großen Wohlfahrtsverbänden einen verbindlichen „Lehrplan“ für Hamburger Kitas entwickeln (Hamburger Bildungsempfehlungen). Leider sieht der Plan nur vor, was eine Kita zu leisten hat, zusätzliches Personal bzw. Arbeitszeiten wurden nicht gewährt.

In Hamburger Kitas gibt es deshalb seit Jahren nur zwei Alternativen. Entweder finden Elterngespräche, Elternabende, Sommerfeste, Entwicklungsberichte, Vorbereitungen der täglichen Betreuungsangebote, Nachbereitungen/Dokumentation der Arbeit, Einkäufe für die Kita usw. in der Freizeit der Erzieher statt, oder sie gleichen diese Zeiten aus, indem sie nicht bei den Kindern sind. Natürlich geht das zu Lasten der Kinder und sorgt so zusätzlich dafür, dass der ohnehin mäßige Betreuungsschlüssel noch schlechter wird. In der Kita Heidberg gehen den Kindern so rund 35 Zeitstunden pro Woche verloren oder anders gesagt, dürften wir einen weiteren Erzieher mit 35 Wochenstunden einstellen, könnten sämtliche Arbeiten erledigt werden, ohne das Erzieher von der eigentlichen Kinderbetreuung abgezogen werden müssen.

Die Entwicklung sehen wir durchaus selbstkritisch. Kitas, Kita-Betreiber und ihre Spitzenverbände haben neue Betreuungsstandarts schnell begrüßt, akzeptiert und sofern möglich umgesetzt, aber in der Vergangenheit einfach zu zögerlich die Forderung nach mehr Personalstunden für die sog. mittelbare Pädagogik verfolgt. Den Fehler möchten alle Beteiligten jetzt korrigieren und die Zeit bis zur nächsten Bürgerschaftswahl im Februar 2015 nutzen.

Ich bitte Sie um Verständnis, dass es in den nächsten Wochen und Monaten zu zeitlichen Beeinträchtigungen auch bei uns im Haus kommen kann. Ein Termin steht bereits fest. Am Donnerstag, den 30.10.2014 um 16:30 Uhr demonstrieren Kitamitarbeiter, -anbieter, Eltern, Kinder und Gewerkschaften in der Hamburger Innenstadt (nähere Informationen folgen). Wir würden uns nicht nur freuen, wenn wir an dem Tag eher schließen können, um uns mit möglichst vielen Mitarbeitern zu beteiligen, sondern auch, wenn viele von Ihnen mitkommen, denn es sind ja Ihre Kinder, die mit wenig Fachkräften auskommen müssen und das soll sich ändern!

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und liebe Grüße

Tobias Schubert

Appel_Eltern

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